Der Heimatroman und wie man die Heimat in Worte fasst
Der Heimatroman wird meistens in die Trivialliteratur eingeordnet. Die Handlung der Heimatromane spielt, wie der Name schon sagt, hauptsächlich an einem einzelnen Schauplatz, nämlich der Heimat. Oft gibt es einen Fremden in der Heimat, der das alltägliche Leben durcheinanderbringt. Meistens haben Heimatromane jedoch ein Happy End. Subgenres sind unter anderem der Dorf-, Berg- und Bauernroman. Die Subgenres haben dann eher einen ländlicheren Schauplatz. Dies ist aber kein Muss für einen Heimatroman. Themen, die in solchen Geschichten häufig vorkommen, sind Traditionen, Alltag, Liebe oder auch Kritik an der Verstädterung.
Die frühen Heimatromane stellten die heile, ländliche Welt gegen die schlechte Stadtwelt. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Heimatromane maßgeblich durch die sogenannte Blut-und-Boden-Literatur beeinflusst. Diese Literatur verherrlichte das Landleben im Übermaß. Außerdem wurden Heimatromane in dieser Zeit oftmals als Propaganda benutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Charakteristika des Heimatromans hauptsächlich in Heimatfilmen oder Heftchenromanen weiterleben und wurden so langsam zu einem beliebten Genre für die breite Masse. Nur schwer konnten die Heimatromane jedoch dem Stigma des Nationalsozialismus entkommen. In den 1960er Jahren entstand dann der kritische Heimatroman bzw. der Antiheimatroman, worin die Hauptfigur meistens dem Landleben entfliehen wollte bzw. damit unzufrieden war. Vertreter dieses Subgenres sind unter anderem Hans Lebert mit „Die Wolfshaut“ (1960) oder Thomas Bernhard mit „Frost“ (1963). Ein äußerst bekannter Heimatromanautor ist Norbert Scheuer mit seinen Erzählungen über das Dorf Kall (2005). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebten die Heimatromane wieder einen Aufschwung, beispielsweise durch Josef Bierbichler mit „Mittelreich“ (2011) oder „Eine Dorfgeschichte“ (2011) von Katharina Hacker. „Altes Land“ (2015) von Dörte Hansen war nicht nur ihr Debüt, sondern stand auch über ein Jahr lang auf dem ersten Platz der Bestsellerliste. Heutzutage wird vermutet, dass Heimatromane deshalb wieder so beliebt geworden sind, weil sie sich mit der Identität des Menschen beschäftigen. Häufig wird nun beispielsweise das Altern thematisiert.